Genderleicht schmunzeln: Ein Rückblick

von | 23. März 2023 | Medienschau, Weggeräumt

Entspanne dich, auch dann, wenn es ums Gendern geht. Während in der Genderdebatte 2020/21 die Fetzen flogen und Emotionen überkochten, überraschten uns auf Twitter humorvolle Wortwitzeleien. Ausgerechnet da, wo kräftig ausgeteilt wird, amüsierten sich einige übers Gendern – auf angenehmste Art und Weise. Die witzigsten Tweets habe ich für das Team Genderleicht gesammelt. Während der geförderten Projektphase bis Juni 2021 haben wir sie jeweils als „Tweets des Monats“ veröffentlicht.

Rotes Megafon auf hellblauem Hintergrund mit Schrift: Tweets, die wir lieben, Januar 2020
Rotes Megafon auf hellblauem Hintergrund mit Schrift: Tweets, die wir lieben, September 2020
Rotes Megafon auf hellblauem Hintergrund mit Schrift: Tweets, die wir lieben, Juli 2021

Unsere Genderleicht-Sammlungen von Lieblingstweets haben wir aus dem Blog weggeräumt, aber immer noch gespeichert. Allerdings, seitdem so viele Leute aus Twitter aussteigen, sind sie nicht nicht mehr so, wie sie mal waren: Durch das Abschalten von Accounts ist oft nur der Text, aber nicht mehr der eingebettete Originaltweet zu sehen. Ich habe deshalb einige Tweets als Screenshots gesichert und für diesen Rückblick chronologisch sortiert. Diese Kostproben zeigen: Humor hilft auch beim Gendern.

Wie die Genderdebatte auf Twitter viel Lachen auslöste

Im Januar 2020 fing alles ruhig an und doch wussten wir bereits, dass die Sprache unsere Wahrnehmung formt. Die damalige Chefredakteurin von zett. Marieke Reimann, zitiert von Markus Mayr:

Screenshot Tweet: "Sitzen zwei Piloten im Cockpit. Sagt die eine zur anderen: "Wetten, dass jetzt keiner an zwei Frauen gedacht hat?" @riemreim<br />
 übers #gendern

Pünktlich zum Karneval 2020, der trotz der Pandemie noch mutig stattfand, berichtete Ruth, was sie zufällig mitgehört hatte:

Das Kostüm der Harry Potterin hätten wir gern gesehen!

Im Frühjahr 2020 war die Debatte um gendersensible Sprache schon deutlich weiter. Vermehrt finden wir auf Twitter viele Nachrichten über kleine Veränderungen und Experimente, wie Mainstream-Medien gendergerechter berichten. Das war prima!
Die Bild-Zeitung wurde kurz zu einem Investigativ-Medium:

Screenshot Twitter: Investigativjournalismus am Limit: Bildzeitung meldet "Gendern - das praktiziert jetzt auch Anne Will"

Im Sommer 2020 freuten wir uns über die ersten gendersensiblen Beiträge im Radio, wie beispielsweise bei radioeins und Radio Fritz vom rbb oder beim Deutschlandfunk. Die Radiomoderatorin Ann-Kathrin Büüsker berichtet von einer Reaktion auf ihr eigenes Gendern:

Screenshot Tweet einer Radiomoderatorin, gekürzt: Eine Hörerin äußert freundlich ihre Irritation über das gesprochene Gendersternchen. Ich schildere sachlich meine Bewegtgründe. Sie bedankt sich. Es kann so einfach und respektvoll sein.
Und nicht zuletzt gendern Kinder im Herbst 2020 bereits automatisch:
Screenshot Tweet gekürzt: Mein Sohn: "Du bist die Bösewichtin". Ich werde ihm sicher nicht sagen: "ich bin doch eher der Bösewicht". Weil Sprache sich verändert und es das Wort ruhig geben darf.

Immer wieder gute und prägnante Tipps hatte @cuffedCatling:

Screenshot Tweet gekürzt: Mein Sohn: "Du bist die Bösewichtin". Ich werde ihm sicher nicht sagen: "ich bin doch eher der Bösewicht". Weil Sprache sich verändert und es das Wort ruhig geben darf.

Im grauen November entdeckt @geschicktgendern.de beim morgendlichen Ritual etwas Überraschendes:

Screenshot Tweet: Unser Dienstagmorgen-Capuccion! Auch Milch geht gendergerecht. Dazu ein Foto von der Milchtüte, auf der steht "... engagierte Mitarbeiter*innen"
Zum Jahreswechsel 2020/21 wird deutlich, die Jugend ist nicht mehr das, was sie mal war:
Screenshot Tweet: Heutzutage klauen Jugendliche keine Schilder - sie gendern sie. Dazu Foto von Schild "Skater" mit Stern und -innen ergänzt.

Eine klare Haltung finden wir Anfang 2021 in unserer Timeline. Plus der freundlichen Empfehlung, unsere Lieblingstweet-Sammlung damit aufzustocken.

Screenshot Tweet gekürzt: Gegenderte Sprach? Das macht doch auf der Straße keiner. mit Foto von Graffiti auf Hauswand: ... auch besoffen gegen Verschwörungstheoretiker_innen (mit Unterstrich)

Pünktlich zum Frühling und zur neuen Covid-Strategie wird es auf Twitter wieder etwas zynischer:

Screenshot Tweet: Gendersternchen-Gegner*innen finden die Pause mitten im Wort unnatürlich und hässlich - sie können leider auch nie verreisen oder ein Spiegelei aufessen.

Wir erinnern uns auch an die Bundestagswahl und daran, dass Angela Merkel ab September 2021 andere Pläne hatte.

Screenshot Tweet: Angela Merkel "ist nach wie vor der beliebteste Politiker in Deutschland (Zitat aus der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung). Das ist sprachlich inzwischen schon borderline.

Wir von Genderleicht haben damals schnell festgestellt, dass die gendersensible Sprache von Schüler*innen schon mit Nonchalance gesprochen wurde.

Das Bildungsministerium von Schleswig-Holstein machte prompt einen Text von Spiegel-Kolumnistin Margarete Stokowski zum Teil der Abiturprüfung. Das freut uns heute noch!

Screenshot Tweet: Das ist doch mal ein schönes Zeichen: @marga_owski als Abituraufgabe in Schleswig-Holstein mit Foto Aufgabe im Kernfach Deutsch mit Text von Margarete Stokowski: "Hamse jedient im Genderkrieg?"

Was haben wir uns im Sommer 2022 auf die Impfungen oder die kommenden Freiheiten gefreut. Da gab es eine Nebenwirkung, die wir gerne akzeptiert haben:

Screenshot Tweet: Verdammte Impf-Nebenwirkung: Ich kann jetzt fließend gendern!
Wir wissen alle, die Deutsche Bahn hat es schwer: Seit Covid-19 sind manche Fahrgäste sehr gewaltbereit. Umso erfreulicher dieser Humor-Beweis bei der DB:
Screenshot Tweet: Bahnansage des Monats, 06/2021: Hobby-Mathematiker*innen, die ohne Maske mit uns über die statistische Wahrscheinlichkeit einer Covid-19-Infektion diskutieren, werden an der nächsten Station aus diesem Zug substrahiert.

In heutiger Zeit immer noch spannend, dass der Sprachwandel entsprechend der politischen Gesinnung in Teilen unterbewusst mitgetragen wird, verkündet der SPIEGEL:

Screenshot Tweet: Eine neue Studie zeigt, wie sich die Sprache im Parlament über die Jahrzehnte gewandelt hat. Abgeordnete fast aller Fraktionen verwenden immer mehr weibliche Formen. Außer die der Rechtsaußen (plus Link zum Artikel in Der SPIEGEL)
Wer jetzt denkt: „Ich brauche endlich eine Auszeit von dieser wirren Welt“, frage sich noch kurz, wie es sprachlich korrekt ist:
Screenshot Tweet von der Duden-Redaktion: Zu Abenteurer gibt es zwei feminine Formen: die Abenteurerin und die Abenteurin. Beide Bildungen sind korrekt.
Alles Liebe und Gute!
Anna und das Team Genderleicht (2019 – 2021)
Porträt Anna E. Poth

© privat

Anna E. Poth

Ex-Referentin Team Genderleicht

Anna E. Poth diskutiert viel und gerne, um andere Leute zum Umdenken und Hinterfragen anzustoßen. Das gendergerechte Sprechen lässt sie noch sensibler auf ihr Gegenüber eingehen. Sie ist freie Journalistin, Trainerin sowie Social-Media-Redakteurin mit Fokus auf Sportmedizin, Digitalisierung in der Gesundheitsbranche und soziale Gerechtigkeit.

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