Textlabor #26
Silbentrennung und Genderstern
Viele schreiben inzwischen mit dem Genderstern. Je mehr er in Gebrauch ist, desto mehr Fragen tauchen auf. Dabei geht es meist um kleine, feine Details. Ein solches Problem ist die Silbentrennung.
Soll es Nutzer*-innen“ oder Nutzer-*innen heißen?
Über zwei Zeilen verteilt würde es so aussehen:
Nutzer*-
innen
oder
Nutzer-
*innen
Wir raten Ihnen: Vermeiden Sie die Silbentrennung!
Warum trennen, was Sie durch das Genderzeichen zusammengefügt haben: Die geschlechtliche Vielfalt der Menschen, Männer, Frauen und alle anderen, trans- und intergeschlechtlich, nicht-binär, genderfluid und, und, und.
Doch was, wenn ein Wort nicht mehr auf die Zeile passt oder die Textspalte ohne das getrennte Wort eine unschöne Lücke hätte? Wir haben einen praktischen Tipp für Sie: Tauschen Sie Wörter im Satz davor oder dahinter aus, bei gleichem Inhalt. Machen Sie ihn dadurch länger oder kürzer, bis Sie das Wort mit dem Genderstern nicht mehr trennen müssen. Wenn Sie Flattersatz verwenden und die Silbentrennung unterbinden, kann das gut funktionieren. Sogar im Buchdruck, wo durch den Blocksatz sehr viele Wörter getrennt werden, können Sie unseren Tipp mit dem Auffüllen des Satzes beherzigen. Sie müssen ja eh den Umbruch der Seiten kontrollieren und dann eben auch die Silbentrennung bei Wörtern mit Genderzeichen korrigieren.
Johanna Usinger, die das Online-Genderwörterbuch „Geschickt Gendern“ betreibt, bestätigt unsere Meinung: bei Genderzeichen lieber keine Silbentrennung. Falls es aber unbedingt sein muss, dann rät sie, das Wort an einer Silbe im Wortstamm zu trennen. Bei dem Wort „Dozent*innen“ würde sie es so machen:
Do-
zent*innen
Eine weitere Möglichkeit:
Dozent*in-
nen
Bei zusammengesetzten Wörtern funktioniert es besser:
Tanz-
partner*innen
Minister-
präsident*innen
Aber kommen Sie jetzt bitte nicht auf die Idee, an den Minister ein Sternchen zu hängen. Das Wort ist ein feststehender Begriff: Ministerpräsident bzw. Ministerpräsidentin. Wo Sie bei Doppelwörtern den Genderstern platzieren, haben wir in Textlabor #1 erklärt.
Vollständigkeitshalber wollen wir darauf hinweisen, dass Sie auch bei anderen Genderzeichen, wie Unterstrich oder Doppelpunkt, auf Silbentrennung verzichten sollen. Schauen Sie mal, wie das aussehen würde:
Nutzer_-
innen
oder
Nutzer:-
innen
Mit Gender-Gap oder Gender-Doppelpunkt wirkt das sehr verwirrend. Die Zeichen sind kaum zu erkennen. Gendergerechte Texte sollten trotz des komplexen Inhaltes immer leicht zu lesen sein.
Wir hoffen, die Ant-
wort hilft.
Mit freund-
lichen Grüßen
Team Genderleicht
Linktipp
Geschickt gendern
Textlabor #1: Doppelwort gendern
Nachtrag:
Alles Quatsch? Im Duden steht die Worttrennung: Nut – ze – rin. Eine Leserin wies uns auf diese herkömmliche Silbentrennung hin. Wird jedoch ein Genderzeichen vor die feminine Endung eingebaut, ergibt sich eine neue Trennweise. Schließlich wird eine minikurze Lücke nach dem -r und vor dem Genderstern gesprochen: Nut-zer-*innen und nicht Nut-ze-r*innen. Der Sprechweise muss die Silbentrennung folgen. Aber wir raten eh davon ab, das, was gerade zusammengefügt wurde, wieder zu trennen, siehe oben.
Rat und Expertise
Mitten im Sprachwandel gab es viele Fragen zum geschlechtergerechten Schreiben und Sprechen. Das Team Genderleicht hat während der ersten Projektphase 2020/21 viele Zuschriften beantwortet. Wir haben fachlichen Rat recherchiert und uns am allgemeinen Sprachgefühl bei unseren Anregungen und Empfehlungen orientiert. Wir finden: Zum Gendern ist alles gesagt. Eine Antwort auf Ihre kniffelige Frage finden Sie bestimmt im Textlabor.