Textlabor #10
Synonyme empfohlen
Richtig gutes Gendern funktioniert manchmal erst durch die Suche nach einer sprachlichen Alternative, wie bei dieser Anfrage:
Ich lade regelmäßig alle meine Betriebsleiterinnen und -leiter zu einer Sitzung ein. Diese heißt traditionell Betriebsleitersitzung.
Wie kann ich das besser ausdrücken, ohne ein „-innen“ ins Wort einzubauen?
„Betriebsleiter*innensitzung“ wäre nach den Maßstäben der ungeschriebenen Gender-Sprachregeln richtig. Also nicht nur das Anhängen der Silbe -innen für Ihre weiblichen Mitarbeiterinnen, sondern auch der Genderstern für die geschlechtliche Vielfalt. Aber so ein verlängertes, inhaltlich aufgeladenes Wort liest sich mühsam und hört sich nicht gut an. Vielleicht gewöhnen wir uns eines Tages an solche Wortbildungen.
Das Problem entsteht durch die Personenbeschreibung im ersten Wortteil. Hier ist immer die Frage: Gendern oder nicht? Die sogenannten Doppelwörter sind ein Dauerbrenner beim geschlechtergerechten Formulieren. Der Duden-Ratgeber „Gendern ganz einfach“ empfiehlt bei zusammengesetzten Wörtern: Lassen Sie den maskulinen ersten Wortteil unverändert. Es sei denn, es gibt einen starken Bezug zu konkreten Personen. Näheres dazu erklären wir in Textlabor #1.
Muss der erste Wortteil jedoch mit einem Genderzeichen versehen werden, wie bei „Betriebsleiter*innensitzung“, entsteht ein ziemlich langes Wort. Oft löst so eine Kombination Unmut aus. Wörter mit Sternchen sind nicht immer willkommen.
Wir empfehlen in einem solchen Fall die Suche nach einem Synonym, und zwar nach einem geschlechtsneutralen. Damit ersparen Sie sich Genderzeichen, sprechen mit diesem Wort dennoch alle Geschlechter an.
Im Internet gibt es verschiedene Verzeichnisse, von Open Thesaurus bis Woxicon. Auch ein Blick in das Genderwörterbuch www.geschicktgendern.de hilft weiter. Wenn wir in diesen Nachschlagewerken nicht fündig werden, schauen wir im Internet kreuz und quer nach Texten mit vergleichbarem Inhalt. Manchmal findet sich auf diese Weise ein Wort, das dasselbe sagt, aber besser zu benutzen ist, also ein Synonym.
Was halten Sie von „Führungskräftesitzung“ oder „Führungskräfteversammlung“? Was auch geht: „Treffen der Betriebsleitungen“. Angliziert wäre „Management-Meeting“ denkbar.
Wenn Sie in Ihrer Einladung beispielsweise schreiben: „Wir laden alle Betriebsleiterinnen und -leiter zur Führungskräftesitzung ein“, haben Sie elegant sowohl die Frauen als auch die Männer ihrer Managementebene angesprochen. Wenn Sie sich komplett geschlechtsneutral ausdrücken wollen, nutzen Sie die direkte Ansprache: „Wir laden Sie zum Treffen der Führungskräfte ein.“
Wollen Sie deutlich machen, dass Sie auch Personen ansprechen wollen, die trans*gender, intergeschlechtlich oder nicht-binär sind, könnten Sie das Gendersternchen einbauen. Bei geschlechtsneutralen Wörtern ist dies zwar nicht erforderlich. Es kann jedoch ein deutliches Signal sein: Führungskräfte*. So wären Sie superkorrekt.
Viel Erfolg beim nächsten Treffen!
Ihr Team Genderleicht
Linktipp:
Genderwörterbuch
Korrekt und richtig gendern
Rat und Expertise
Mitten im Sprachwandel gab es viele Fragen zum geschlechtergerechten Schreiben und Sprechen. Das Team Genderleicht hat während der ersten Projektphase 2020/21 viele Zuschriften beantwortet. Wir haben fachlichen Rat recherchiert und uns am allgemeinen Sprachgefühl bei unseren Anregungen und Empfehlungen orientiert. Wir finden: Zum Gendern ist alles gesagt. Eine Antwort auf Ihre kniffelige Frage finden Sie bestimmt im Textlabor.