„So viele Frauen in Aufsichtsräten wie noch nie“ verkündete FidAR am 22.7.2024 in der Pressemitteilung zum WoB-Index. Der jährliche Women-on-Board-Index der Organisation „Frauen in die Aufsichtsräte“ (FidAR) ist den Medien immer eine Meldung wert. Dieses Mal war es ein wenig anders: Einige Redaktionen bemühten sich, bei der Bebilderung kreativer zu sein als in den Vorjahren. Schauen wir es uns genauer an.
Bilder für gestiegene Frauenquoten im Aufsichtsrat
Es ist ein Elend, wie das Thema üblicherweise bebildert wird: mit Fotos von Frauenfüßen in Damen-Absatzschuhen neben Männerfüßen in Herren-Lederschuhen, die sogenannten Pumps-Fotos. FidAR-Präsidentin Anja Seng verurteilte gegenüber Bildermächtig das wiederkehrende Bildmotiv als sexistisch, „weil hier das nackte Bein ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt wird. Bei Männern sieht man auf diesen Bildern deutlich neutraler nur den Stoff der Hose“.
Diese Bilder kennen wir alle. Das Foto mit den Beinen von Telekom-Vorständin Claudia Nemat stammt aus dem Jahr 2014 und hat eine ziemliche Karriere gemacht. Es wurde mehr als 140 Mal genutzt. Eine Auswahl der bekanntesten Pumps-Fotos finden Sie in unserer Bilderkritik.
Es geht auch ohne Pumps, wie die Berichte über den WoB-Index im Juli 2024 zeigen. Nicht alles ist gelungen.
Bildalternativen unter der Lupe
Allein unter Männern
Interessante Variation der Pumps-Foto-Idee beim Deutschlandfunk: Zeige eine einzelne Frau, umgeben von Männern in Anzügen. Anstelle des anonymen Blicks auf die Schuhe von Frauen und Männern richtete der Fotograf seine Kamera auf die Hinterköpfe. Auch ganz anonym.
Besucherin der Börse
Netter Versuch der Deutschen Wirtschaftsnachrichten, einen Bezug zu börsennotierten Dax-Unternehmen herzustellen. Ob die Frau im Wintermantel eine Führungsfrau ist, wer weiß?
Klassiker mal anders
Die VDI Nachrichten nahmen das Motiv Fensterbild, ungewöhnlich bestückt mit Mann und Frau. Von hinten fotografiert verhindern solche Fotos den Rückbezug auf die Personen im Artikel. Diese Anonymität ist nicht immer nötig.
Hoppla, was ist das?
Minimallösung einer Bebilderung beim Stern: Daxverlauf auf einer Anzeigetafel der Börse. Was soll das Foto erzählen? Weder Frauen noch Führungsetagen sind zu sehen.
Ausreißer
Die Süddeutsche Zeitung hat das häßlichste aller ikonischen Pumps-Fotos aus dem Bildarchiv wieder hervorgekramt. Das muss nicht sein. Es gibt wahrlich genug Alternativen.
So geht’s auch
Interessante Grafik kombiniert mit einem Foto, die der Spiegel zur Bebilderung gewählt hat. Eine Frau mit sehr kurzen Haaren im Hosenanzug, tatkräftig am Laptop: durchaus ein übliches Bild für Führungskräfte.
Glaubwürdiges Symbolbild
Eine grauhaarige Frau steht an der Spitze eines Tisches bei einer Besprechung. Sie hört aufmerksam und freundlich einem Mitarbeiter zu. Das „Model“ ist im richtigen Alter: Perfekte Bildwahl bei t3n.
Anschaulich
Eigentlich nur ein Symbolbild. Aber es vermittelt die Arbeitswelt von Führungsfrauen. Das grauhaarige „Model“ im richtigen Alter betrachtet anscheinend das Werksgelände des von ihr geführten Unternehmens. Das passt zum Kommentar im ManagerMagazin.
So soll es sein
Wenn es um Führungsfrauen geht, dann zeigt doch auch eine. Belén Garijo leitet den Technologiekonzern Merck. Eine von 37,3 Prozent Frauen an der Spitze börsennotierter Unternehmen, gemeldet vom ManagerMagazin.
Was wir gegen Pumps-Fotos haben
Fotos, die ursprünglich scheinbar gut funktionierten, werden bei wiederkehrenden Themen reflexhaft erneut dafür eingesetzt. Sie werden somit ikonisch: Das gilt für Pumps-Fotos bei Führungsfrauen, nur gelegentlich ersetzt durch Fotos mit Businessfrauen, die versonnen aus Bürofenstern schauen. Ganz schön stereotyp. Und: ziemlich langweilig.
Warum und wieso uns die Pumps-Fotos so anöden, hat unsere Autorin Angelika Knop in drei Blogposts notiert. Wie es besser geht? Dafür hat sie einige Tipps zusammengestellt.
Im Bildermächtig-Fotoprojekt haben wir beispielgebend Schauspielerinnen in einem Büro fotografiert. Mit grauen Haaren und den Falten, die ihre reiche Lebenserfahrung widerspiegeln; elegant gekleidet und konzentriert arbeitend, so wie Führungsfrauen eben aussehen. Solche Fotos finden wir mehr und mehr nun auch bei den Bildagenturen.
Also, ganz einfach: Nie wieder Pumps-Fotos!
Tipps für die Bildauswahl beim Thema Frauen an der Spitze
Zeigen Sie:
- Führungsfrauen mit Gesicht.
- Nennen Sie Namen und Position.
Verzichten Sie auf:
- kopflose Frauenkörper
- Pumps-Fotos
- „aus dem Fenster schauen“-Symbolbilder
Beachten Sie:
Frauen, die konzentriert arbeiten, lächeln nicht.
Mit Pumps und Po
Serie Führungsfrauen, Teil 1
Viel zu kleine Bildauswahl
Serie Führungsfrauen, Teil 2
Bessere Businessfotografie
Serie Führungsfrauen, Teil 3
Unser Fotoprojekt Neue Bilder
Frauen in Führungspositionen
Christine Olderdissen
Genderleicht & Bildermächtig Projektleiterin
Als das erste Mal eine Interviewpartnerin mit dem Glottisschlag sprach, war das für sie ein Signal: Schluss mit dem generischen Maskulinum, lieber nach einer sprachlichen Alternative suchen. Eine einfache und elegante Lösung findet sich immer. Lange Zeit Fernsehjournalistin galt ihr Augenmerk schon immer der Berichterstattung ohne Stereotype und Klischees.
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