Fotoprojekt
Gruppenbild

Drei alte Frauen haben Spaß bei Gymnastik in einem Wohnzimmer

Welche Information enthält ein Gruppenfoto? Wie verstehen sich die Abgebildeten untereinander? Wie ist die Verteilung von Frauen und Männern? Wer hat im Team das Sagen?

Wir haben mit Positionen gespielt, mit Körperhaltungen und Gesichtsausdrücken. So erzählt jedes Bild eine andere Geschichte.

Unsere Fotosession

Schon als Kinder lernen wir, Körperhaltungen von Menschen zu deuten. Die Körpersprache verrät uns, in welcher Stimmung jemand ist. Bei mehreren Personen können wir das Machtverhältnis untereinander ablesen. Fotos geben uns ungefiltert diese Informationen weiter. Bei der Bildauswahl im Journalismus kommt es entscheidend darauf an, diese Zeichen schnell und zutreffend zu verstehen.

Bei dieser Fotosession im Auftrag von Bildermächtig haben die Beteiligten verschiedene Positionen und Situationen miteinander ausprobiert, wie schon bei den Büroszenen. Ein Spiel mit Stereotypen und der Frage: Wie präsentiert sich eine Führungskraft?

Fotografiert hat Julia Baier, Fotografin in Berlin. Die Fotosession konzipiert hat Ronka Oberhammer, selbst Fotografin. Die fertigen Fotos hat sie für uns interpretiert. Was sieht sie als geübte Bildredakteurin in den Bildern?

Wer ist hier der Chef?

Frau mit grauen Haaren arbeitet konzentriert am Schreibtisch
Bei diesem Motiv haben wir gesagt: Einen Chef erkennt man aus einer Mischung aus Alter und Kleidung. Daher war hier der ältere Mann mit Anzugjacke der fiktive Chef. Er ist der einzige, der steht. Die Frau im Rollstuhl blickt zu ihm hoch. Die anderen Mitarbeitenden nehmen eine „ungegenderte“ Pose ein. Gemeint ist eine stereotype Haltung, wie wir sie oft bei Männern und Frauen sehen: Der Mann auf der Bank sitzt breitbeinig. Die Frauen rechts von ihm halten den Kopf schräg, sie machen sich körperlich schmal, oder nehmen eine unsichere Fußstellung ein.
Grauhaarige Frau in blauer Bluse sitzt am Schreibtisch mit Smartphone und denkt nach

Nun steht eine Frau mit Jacket und verschränkten Armen. Wir können sie als Chefin interpretieren. Ihr Team hat untypische Posen: Der Mann macht sich schmal, hält das übergeschlagene Bein mit gefalteten Händen fest. Die Frauen schauen selbstbewusst gerade aus in die Kamera, sie nehmen Raum ein. Eine lehnt sich breit lächelnd, selbstsicher nach vorne. Die zweite, im gelben Pulli, sitzt aufrecht und hat ein Bein breit übergeschlagen, mit einem angedeuteten Lächeln. Das Foto sagt: Wir sind ein gutes Team, hier haben alle Raum, sich weiter zu entwickeln.

Frau mit grauen Haaren arbeitet konzentriert am Schreibtisch

Hier sitzen alle. Sind sie ein Team oder gibt es doch eine Hierarchie? Der ältere Mann sitzt schräg am Rand, will er nicht dazugehören? Was ist mit den Frauen? Ist die mit dem grünen Shirt die Chefin? Sie ist von den Frauen die Älteste, wirkt souverän. Aber dann ist da die junge mit dem weißen Hemd. Sie wirkt dynamisch, wie auf dem Sprung. Die Juniorchefin? Wer weiß.

Grauhaarige Frau in blauer Bluse sitzt am Schreibtisch mit Smartphone und denkt nach

Jetzt sitzt der Älteste in der Mitte. Er ist der einzige, der den Blickkontakt zur Kamera sucht und damit nach aussen kommuniziert. Die anderen sind miteinander im Gespräch. Sie achten nicht auf die Repräsentation nach aussen. Das ist Sache des Chefs. Auch wenn er kein Jacket anhat, können wir ahnen, der Älteste in der Gruppe muss es sein.

Drei Frauen spielen Rummikub

Der Chef sitzt zentral. Das Jacket lässt ihn seriös wirken. Aber er macht sich schmal, lässt den anderen Raum, sich ganz individuell zu geben. Ein Team auf Augenhöhe. 

Jedes Bild ist anders

„Wir hatten viel Spaß, diese Situationen auszuprobieren“, erzählt Ronka Oberhammer noch: „Wie funktioniert das, wenn der Mann steht und die Frauen so oder so schauen? Das war schon fast albern. Zwei sind Schauspielerinnen, die anderen sind Laien. Die würden das natürlich so nie machen, dieses Überzogene-von-unten-nach-oben-schauen, oder mal ganz anders zu sitzen, als sie es gewöhnt sind.“

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