Der März war ein ganz schön anstrengender Monat für alle und jetzt wurde er zum Ende hin noch feministisch und gesellschaftskritisch. Ich wollte gerne eine leichte und lustige Edition über unsere Gender-Tweets verfassen. Doch das Gendern wird wieder als unnötig zurückgeworfen. Das generische Maskulinum wird verteidigt.
Eine gendersensible Sprache ist jetzt wichtiger, denn je. Es sind nicht vorwiegend Männer, die unser gesellschaftliches Leben und System erhalten. Am 8. März schrieb Maria von Usslar kämpferisch:
bin besonders am #weltfrauentag lieber lästig. blumen und glückwünsche bringen uns weniger weiter als #gendern auch wenn die abschaffung des patriarchats natürlich nicer wäre https://t.co/j3RM30uEfw
und https://t.co/ofxMu1qDZm von komplizin @NouraMaan— Maria von Usslar (@mavonu) March 8, 2020
Die österreichische Tageszeitung Der Standard verwendet seit dem Internationalen Frauentag 2020 den Genderstern in ihren Artikeln. Zuvor hat die Zeitung Frauen mit dem Binnen-I sichtbar gemacht. Durch den Genderstern möchte sie neben Frauen und Männern auch das dritte Geschlecht miteinbeziehen. Was für ein guter Schritt! Genau so schreibt Julia Pühringer treffend:
Die Wahrheit ist, ich ertrage das generische Maskulinum nicht mehr. Es ist so eine Lüge einfach. — Julia Pühringer (@JuliaPuehringer) March 12, 2020
Hätten wir gedacht, dass sich diese Meinungen in wenigen Tagen und Wochen noch deutlicher und gar nicht genug unterstreichen lassen?
In der Krise sind es größtenteils Frauen, die in „systemrelevanten“ Berufen arbeiten. Da wirkt das generische Maskulinum fast schon verstaubt und respektlos. Manche großen Medienhäuser versuchen in Krisenzeiten eine gendergerechte Sprache zu verwenden. Wir freuen uns über jeden Versuch! Doch hier hat das ZDF noch ein wenig Nachholbedarf.
Liebes @ZDF, kleiner Crashkurs im #Gendern: Männlicher Plural fällt weg, also z.B. Ärzt*innen statt „Ärzte*innen“ – außer da wo es halt passt, wie bei Pfleger*innen. Das Gendersternchen wird übrigens als glottaler Stop gesprochen wie in Rühr-ei.
— Diffuse Masse (@diffuse_masse) March 21, 2020
Solidarität und Wertschätzung gegenüber systemrelevanten Berufen ist in der Corona-Krise ein viel diskutiertes Thema auf Twitter. Auch berichten Väter und Mütter, wie sie im Home Office zurecht kommen. Männer beklagen, dass ihre Frau systemrelevant ist und viel zu wenig Gehalt bekommt. Doch wird beispielsweise mit einem Plakat im Discounter nur allen Mitarbeitern im generischen Maskulinum gedankt. Wie es besser geht, hat Pizza Funghi (Simon) vorgemacht – und auf uns verwiesen. Genau so!
Dabei wäre es doch so einfach, @genderleicht zu schreiben: „Danke an alle, die bei Netto arbeiten. Und bei Aldi, … Wir danken auch allen an den Kassen, in den LKWs, in den Lägern …“ — Pizza Funghi (Simon) ????? (@pilzpizza) March 22, 2020
Die Sprache bleibt in dieser angespannten Zeit enorm wichtig, das haben wir auch in unserem Blog diskutiert. Wir schaffen mit unserer Sprache und der Art und Weise, wie wir berichten, die Realität. Eine nicht bedachte und „alte“ Sprache bildet die Wirklichkeit falsch ab.
Wachsam sein!
Anna E. Poth
REFERENTIN GENDERLEICHT.DE
Anna E. Poth diskutiert viel und gerne, um andere Leute zum Umdenken und Hinterfragen anzustoßen. Das gendergerechte Sprechen lässt sie auch als Theaterregisseurin noch sensibler auf ihr Gegenüber eingehen. Ihre journalistischen Projekte können zudem auf der Bühne wiedergefunden werden.
Ideen und Impulse
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