Textlabor #3
m/w/d bei Jobangeboten
Wir erhielten die Zuschrift von Nadja K. zum Gendern bei einer besonderen Textform:
Ich habe häufig Probleme beim Verfassen von Texten, die stichpunktartig oder besonders kurzgehalten werden müssen – z. B. Stellenbeschreibungen. Will ich in einem Aufgabenprofil etwa sagen „Zusammenarbeit mit Steuerfachanwälten und externen Beratern“, könnte ich für eine geschlechtergerechte Sprache natürlich mit Binnen-I, Sternchen o.ä. arbeiten. Lieber sind mir aber oft die nicht-personenbezogenen Versionen, z.B. Partizipien. Würde Ihnen in diesem Beispiel eine solche Lösung einfallen?
Insbesondere Stellenanzeigen, die ihre Anforderungen kurz und verständlich beschreiben müssen, stellen uns vor neue Herausforderungen. Sie müssen gendergerecht formuliert sein. Stellenangebote galten lange Zeit als diskriminierungsfrei, wenn sie sowohl männliche als auch weibliche Tätigkeitsbezeichnungen verwendet haben. Dies ist mittlerweile nicht mehr mit dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz vereinbar.
Das Bundesverfassungsgericht hat im Oktober 2017 der Bundesregierung aufgegeben, das Personenstandsgesetz zu ändern, um Personen, die sich weder dem weiblichen noch dem männlichen Geschlecht zugehörig fühlen, eine passende Eintragungsmöglichkeit im Geburtenregister zu ermöglichen. Dies hat auch Konsequenzen für bestimmte Bereiche des Arbeitsrechts – konkret bei Stellenausschreibungen. Hier sollte eine neutrale Schreibweise gewählt werden oder eine Form, die neben „männlich“ und „weiblich“ auch „divers“ nennt.
Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes hat Empfehlungen für diskriminierungssensible Stellenausschreibungen herausgegeben, die wir für eine intensivere Auseinandersetzung mit dem Thema empfehlen.
Partizipien sind eine gute Wahl, genderneutral zu formulieren. Bei Stellenbeschreibungen haben Sie alternativ die Möglichkeit, den Fokus auf die eigentliche Tätigkeit und die Anforderungen zu legen. Aus Ihrem Beispiel wird dadurch:
„Zusammenarbeit mit Rechtsbeistand aus dem Steuerrecht und externer Beratung“
oder etwas aktiver:
… arbeiten Sie im Fachbereich Steuern mit Rechtsbeiständen aus unserem Hause zusammen sowie mit externen beratenden Personen.
Wenn der Text länger wird, können Sie an anderen Stellen kürzen – anstatt Zusammenarbeit zum Beispiel „Arbeit“ oder „Mitarbeit“.
Sie können Genderzeichen auch mit einer neutralen Schreibweise kombinieren:
„Zusammenarbeit mit Steuerfachanwält*innen und extern beratend tätigen Personen“
Was wir bei Jobangeboten immer öfter sehen:
Die Stelle wird mit der Berufsbezeichnung im generischen Maskulinum ausgeschrieben, ergänzt mit (m/w/d), also mit den Kürzeln für männlich, weiblich und divers.
Steuerfachanwalt (m/w/d)
Der Rückfall auf das generische Maskulinum ist ein unerwünschter Nebeneffekt der oben ausgeführten Entwicklung. Besser ist deshalb auch bei Stellenausschreibungen die Tätigkeit einzusetzen und nicht die Berufsbezeichnung:
Rechtsbeistand Fachbereich Steuern (m/w/d)
Unser Tipp: Anstelle der unpersönlichen Kürzel „m/w/d“ nehmen Sie den freundlichen und einfachen Zusatz „Alle Geschlechter willkommen“. Oder Sie schreiben in der Klammer nach dem Wort für den Job (all genders). Das geht auch auf deutsch (alle Geschlechter).
Bedenken Sie bitte auch: Die Bedeutung von „m/w/d“ hat sich noch nicht überall herum gesprochen. Es gibt Leute, die lesen das als: „männlich/weiß/deutsch“. Hmm?!
Wir hoffen, wir konnten weiterhelfen.
Gruß vom Team Genderleicht
Linktipp:
Antidiskriminierungsstelle des Bundes:
Empfehlungen für diskriminierungssensible Stellenausschreibungen
Proutatwork:
Die Dritte Option und ihre Umsetzung in Unternehmen
Rat und Expertise
Mitten im Sprachwandel gab es viele Fragen zum geschlechtergerechten Schreiben und Sprechen. Das Team Genderleicht hat zwei Jahre lang viele Zuschriften beantwortet. Wir haben fachlichen Rat recherchiert und uns am allgemeinen Sprachgefühl bei unseren Anregungen und Empfehlungen orientiert. Wir finden: Zum Gendern ist alles gesagt. Eine Antwort auf Ihre kniffelige Frage finden Sie bestimmt hier im Textlabor.